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Lisa Kunit Biografie

Am 6. Juli 2007 wäre Frida Kahlo hundert Jahre alt geworden. Anlässlich dieses Jubiläums wurden Ausstellungen veranstaltet, Jubelschriften verfasst – und eine Reihe neuer Biografien erschien. Die akribische Erforschung ihres Lebens schuf, wie dies bei vielen Künstlern der Fall ist, eine mythenumwobene Gestalt, offen für Projektionsflächen und Instrumentalisierungen aller Art.

Lisa Kunit interessiert sich für derartige Mechanismen. Wenn sie die mexikanische Malerin malt, dann verfolgt sie nicht das Ziel, ihrer Persönlichkeit auf die Schliche zu kommen, sie zu fassen. Nicht die feurige, leidenschaftliche Künstlerin, als die sie so gern vermarktet wird, ist Kunits Kahlo – sondern eine geisterhafte Erscheinung, deren Haltung eher Unsicherheit und Ambivalenz demonstriert denn Selbstbewusstsein.

Doch auch über andere Erscheinungen des Kunstbetriebs denkt Lisa Kunit, nicht ganz bierernst, in ihrer Malerei nach: Da malt etwa eine Frau ein riesenhaftes abstraktes Bild - mit einem Roller. Dieser kennzeichnet sie ebenso wie ihr weißes Arbeitsgewand eher als Malermeisterin denn als geheimnisvoll schöpferische Künstlerin. Es kann kein Zufall sein, dass Kunit dies just in einem Moment malt, in dem, zumal in Österreich, die gestisch-abstrakte Malerei, unter Ausschluss der weiblichen Künstlerschaft, wieder einen Aufschwung erlebt. Auch Kunit arbeitet bisweilen abstrakt:
Die Frage, ob es sich bei dem Bild im Bild nun um ein Zitat handelt oder nicht, lässt sich demgemäß auch nicht beantworten - es wirkt wie ein Trompe-l’oeil, und es erinnert an jenes Bild von René Magritte („Der Versuch des Unmöglichen“, 1928), in dem dieser sich selbst einen real im Raum erscheinenden Akt malen lässt. Anderswo baut Kunit den Marlboro-Man ein, dessen künstlerische Bearbeitung Richard Prince zu exorbitanten Auktionspreisen verholfen hat. Kunits Malerei gibt dennoch keine eindeutigen Statements ab: Ob der Frida-Kult nun gut oder schlecht, die große Geste in der Malerei zu befürworten, Prince‘ Kunst spannend sind – das lässt sie offen.

Ähnlich ambivalent geht sie mit dem Raum um: Bisweilen scheinen ihre Protagonisten in der flirrenden Abstraktion gefangen, wie im Polareis eingefroren, zur ewigen Bewegungslosigkeit erstarrt; dann wieder heben sie sich wie von einer Folie ab. Wie Umspring- oder Vexierbilder führen uns Kunits Gemälde vor, dass die Idee vom ersten, alles erfassenden Blick, Fiktion ist. Malerei verlangt eben Zeit. Auch vom Publikum.

Nina Schedlmayer, 2007