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Judith P. Fischer Biografie

Body Shell


"body shell" nennt die Judith.P.Fischer ihre aktuelle Ausstellung in der Galerie Franzke in Wien. Skulpturen und Objekte, die sich vom traditionellen Begriff der Skulptur bereits weit entfernt haben und sich in den, von der Kunsthistorikerin Rosalind Krauss beschriebenen "expanded field" bewegen. Dennoch der Aufbau ihrer Arbeit und die Entwicklung des formalen Konzeptes, basieren nach wie vor auf einer klassischen, fundierten Ausbildung.

Judith.P.Fischer, geboren 1963 in Linz, aufgewachsen in Hainburg, lebt und arbeitet heute in Wien und Niederösterreich. Sie studierte Bildhauerei bei Wander Bertoni, an der Hochschule für angewandte Kunst und absolvierte parallel dazu eine klassische Gesangsausbildung an der Wiener Musikhochschule. Zunächst standen Materialien wie Stein und Stahlblech im Vordergrund sowie der Bronzeguss. Vor allem die Arbeiten in Metall schienen ihr geeignet ihre Formintentionen umzusetzen und weiterzuentwickeln.

Die Skulpturen waren charakterisiert von einer reduzierten Geometrie, zeigten jedoch bereits, wie auch die Arbeit am Wiener Flughafen Schwechat, dass die Künstlerin an der Bespielung des Raumes interessiert ist. Die 1997 entstandene Serie der "Evolas", stand bereits in jenem inhaltlichen und formalen Dialog zwischen Natur und Kunst, der im Folgenden ihr Werk prägte. Ebenso zeigt die Skulpturengruppe eine charakteristische Korrespondenz mit dem Raum, in den Judith.P.Fischer mehrere gleichförmige Skulpturen in einer Art Objektensemble hinein entwickelt.  In der Evola-Serie arbeitete die Künstlerin zudem erstmals mit der Erweiterung der skulpturalen Konzepte im Medium der Fotografie. Computergenerierte Fotomorphings begleiten die plastischen Formen. Einer Metamorphose gleich, zeigen die Fotoserien eine  Verwandlung von Naturform zum abstrakten Kunstobjekt oder umgekehrt. Während ihres  Parisstipendiums experimentiere Judith.P.Fischer erstmals mit weichen Werkstoffen, wie Latexhandschuhen und weißen Luftballons, die sie mit Zucker füllt und mittels Drahtgestellen zu Skulpturen aufbaute.

Die weißen "Chrysanthèmes" sind eine mehrteilige Arbeit, entstanden in mehren Schritten zwischen 1999 und 2000 und setzten die Idee eines Objektensemble mit einer 12-teiligen fotografischen Arbeit im Sinne der Evolas fort. Die sinnliche Erscheinung des Naturvorbildes drängt sich nun aufgrund der neuen, weichen Oberfläche, dem Betrachter nahezu auf, doch gehen Fischers Skulpturen von einer freien, plastischen Form aus, die allein mit den Möglichkeiten des weichen Materials experimentiert. Mit der Rückbezüglichkeit zum Naturvorbild spielt Judith.P.Fischer einmal mehr in den, die Skulptur ergänzenden Fotomorphings. In der Folge arbeitete die Künstlerin mit elastomeren Rundschnüren, die in der Industrie als Dichtungsmaterialien verwendet werden. Als Kaskaden, Traumkissen oder den Boules übersetzt Judith.P.Fischer das Material in die Skulptur und setzt nach der Vorherrschaft von Weiß nun auch wieder bewusst die Farbe als Gestaltungsfaktor ein. Selbst dort, wo Judith.P.Fischer mit der Kugel scheinbar eine in sich geschlossene Form verwendet, erobern sich die Skulpturen ihre Präsenz im  Raum direkt und unmissverständlich.

Die hinabstürzenden "Cascade", ein 7,5 m langes,  polychromes  Wandobjekt befindet sich im Foyer der Handelsakademie in Korneuburg. Die Kaskaden suggerieren ebenso wie die "Boules"  Bewegung im Raum. Zudem stehen die zum Kugelknäuel gewickelten "Boules" sowie die aus der "Cascade" herausquellenden Schnüre in einem Spannungsverhältnis von scheinbar chaotischer Materialakkumulation und präziser Form. Seit 2005 entwickelt Judith.P.Fischer ihre Skulpturen mit und aus dem Material Silikon, dass sie je nach Formintention auf eine Gittergerüst aufträgt, Weiß und das damit subtil korrespondierende Grau sind die vorherrschenden Farben.

In jüngster Zeit steht der menschliche Körper wieder stärker im Vordergrund sowohl als formale Ausgangsbasis, als auch ganz bewusst, wie in der Ausstellung der Galerie Franzke in einem Spannungsfeld zwischen Innen und Außen. Solcherart zeigt "body shell" Skulpturen und Fotografien von Judith P.Fischer, im Spannungsfeld zwischen, weichen, sinnlich-erotischen Oberflächen und einer formalen-präzisen Form. 

Silvie Aigner